Der Kapitän bringt den Kutter souverän aus dem Hafen
Es war immer, wenn ich am Meer war, mein Wunsch selber da raus zu fahren. Das erste Mal habe das gespürt, als ich vor vielen Jahren mit einem Freund im Herbst auf den Azoren war. Es war kalt, sehr windig und ich habe zufällig einen großen Fischkutter beim Ablegen beobachtet. Der schwarze Kapitän hat das Schiff gelassen und und souverän aus dem Hafen gebracht. Das hat mich damals sehr beeindruckt. Das Männer da rausfahren und das es zu ihrem Leben gehört.
Später hat sich dieses Gefühl, diese Sehnsucht, immer wieder gezeigt, z.B. auf Dienstreisen nach Hong Kong oder nach San Francisco (ich habe zw. 1996 – 2002 im eCommerce Hype für Intershop den weltweiten Kunden-Service aufgebaut). Als es dort etwas auf und ab ging, habe ich all meinen Urlaub für den Erwerb der Boots- bzw. Segelscheine genutzt.
Nun segle ich schon 15 Jahre, habe mit Freunden viel in der Ostsee gechartert und später als Mitsegler und Co-Captain für andere Schiffe überführt. Zum Beispiel von Norditalien nach Gibraltar durchs herbstliche Mittelmeer, von Sizilien nach Norditalien im italienischen Frühling aber auch einmal über den Atlantik von San Lucia in der Karibik auf die Azoren. Bei diesen Überführungen habe ich sehr viel gelernt und Mut bekommen mehr zu machen.
Einige der Überführungen waren für Club Nautique. Gute und erfahrene Segler mit denen Segeln anspruchsvoll ist, aber auch viel Spass macht. Da nun nach 12 Jahren Unternehmensberatung mit eigener Firma wieder mal eine Pause anstand, wollte ich mir den Wunsch nach mehr Segelpraxis und einem eigen Schiff erfüllen.
Mein Traum: ein gutes, sicheres und seetüchtiges Schiff
Natürlich könnte man sich das Geld und die Zeit für ein eigenes Schiff sparen und viele Jahre dafür einfach nur chartern. Leider sind Charteryachten nur minimal ausgerüstet. Hier nur ein paar Gründe und Ärgernisse auf die wir über die Jahre immer wieder gestoßen sind.
Wie soll man z.B.:
- bei Windstärke 8 weiter segeln, wenn wenn das Groß nur 2 Reffs hat und natürlich nie Sturmsegel an Board sind?
- sicher ankern, wenn man nur 20 Meter Ankerkette hat?
- Mit dem Motor auch mal bei Wind und Welle gegen an, wenn er nur 30 PS hat?
- Vernünftig aufkreuzen mit einer kleinen Selbstwende-Fock
Und warum bitte soll ich im Jahr 2016 (wenn es schon viele Jahre Stand der Technik ist):
- ohne Sicherheitsausrüstung wie EPRIB Boje und SART AIS unterwegs sein?
- oder eine Nachtfahrt durch die Kadettrinne ohne AIS machen?
Wenn Du besser werden willst, musst du es einfach öfter tun.
Das hat mal Hardy von Club Nautique auf einer Überführung zu mir gesagt. Ein eigenes, gebrauchtes Schiff scheint da einfach das richtige Mittel zu sein. Ich habe jetzt die Zeit und die „Nerven“ das Projekt anzugehen. Also los.
Hallo Rainer, danke für deinen Beitrag. Es ist ein Trend das Serien-Yachten leider mehr für den Komfort unter Deck, als zum Segeln gebaut werden. Auf meinen Fahrten durch die Adria treffe ich aber hin und wieder auch auf gut vorbereitete Schiffe und Crews. Hier muss man sicher mehr Zeit bei der Suche nach dem richtigen Anbieter und Schiff investieren.
Muss mir wohl auch ein eigenes Schiff zulegen
Hallo,
gerade zurück von einem Chartertörn mit einer Dufour31 (Jg. 2017) mit Doppelruder wollte ich ein paar Reaktionen über diese neue Mode (kleinere Yacht mit breitem Heck und Doppelruder) im Internet nachlesen. Finde dort aber vor allem mehr Werbung als wirkliche Erfahrungsberichte (https://www.youtube.com/watch?v=cLGbxWXccVA).
Meine – persönliche – Einschätzung dieser Mode ist: Negativ.
Es gibt keinen Platzvorteil im Cockpit, weil der Raum durch den Doppelruderbereich verschenkt wird. Und dort gibt es keine Möglichkeiten, sich festzuhalten, bei der Dufour gab es nicht einmal irgendwo Haltebügel und der Boden dazug vollkommen eben. Bei Lage war es wie auf einer Rutschbahn. Die Dufour verlangte schon bei Windst. 4-5 das zweite Reff., ein drittes gab es auf dem Schiff nicht. Das finde ich schon sicherheitsgefährdend. Beim Festmachen achtern ist der zweite Steuerstand im Wege, der Gashebel und die Navigationsinstrumente sind ebenfalls viel zu tief angebracht. Da kann man nur vom Mittelruder mit den Instrumenten in Sichthöhe träumen. Hafenmanöver ohne Bugstrahlruder gehen bei der Doppelruderanlage natürlich auch nicht.
Fazit: Nur Nachteile