Nachdem ich bei unserem ersten Törn nach Venedig im Juni 2020 zufrieden mit unserem neuen Faltpropeller war, veränderte sich meine Einschätzung nach weiteren Törns. In diesem Artikel möchte ich etwas ausführlicher auf die Vor- und Nachteile von Faltpropellern und meine persönliche Erfahrung damit eingehen.
Wie funktionieren Schrauben oder Propeller?
Faltpropeller klappen zusammen, wenn die Welle sich nicht dreht und bieten beim Segeln so weniger Widerstand. Legt man bei laufenden Motor den Gang ein, entfalten er sich wieder. Eigentlich eine geniale Erfindung
Klassische, starre Schiffschrauben können sich beim Segeln (Schaltung im Leerlauf) mitdrehen. Das kann manchmal zu einem dumpfen Wellengeräusch führen, was man beim Segeln eigentlich nicht hören will. Man kann aber die Schraube auch festsetzen (Schaltung im Rückwärtsgang) und zieht sie einfach mit durchs Wasser. Das kostet im Vergleich zur mitdrehenden Schraube 0,5 – 1 Knoten Fahrt.
Muschelbefall
Als wir im September 2020 wieder raus wollen, Salty Dog lag im August im Hafen, hatte ich bei der Ausfahrt das Gefühl als wenn der Motor nicht mehr zieht. Ich musste viel mehr „Gas“ geben, um nur halbwegs auf 5 Knoten Marschfahrt zu kommen. Ein Effekt der auftritt, wenn sich Muscheln in den Propeller setzen. Ein Faltpropeller hat viele Gelenke. Ist er mit Muscheln besetzt, öffnet er sich nicht vollständig oder vielleicht gar nicht.
Wir konnten in Punta Faro, quasi im Vorbeifahren, Saltydog kurz herausheben, um den Faltpropeller zu reinigen. Zum Glück für ein Saison-Angebot von 160 Euro statt wie in unserem Heimathafen für 480.
Der Unterschied zu einer starren Schraube.. hier bemerkt eine ungewohnte Vibration, eine Unwucht die durch den Muschelbefall erzeugt wird. Oft kann man eine starre Schraube, da sie einfacher konstruiert ist, durch 4-5 x Schrauben-Tauchgänge mit der Hilfe einer sehr robusten Spachtels säubern.
Im Bild unten seht ihr unseren Faltpropeller mit Muschelbefall.
Verändertes Verhalten beim Aufstoppen und Rückwärtsfahrt
Jedes Segelyacht manövriert sich unter Motor etwas anders. Hier spielt es eine wichtige Rolle, ob man einen rechts oder links drehende Schraube hat (Radeffekt) und mit welchem Abstand die Schraube zum Ruderblatt montiert ist. Daraus ergibt sich meistens, ob ein Schiff lieber über Steuerbord oder Backbord dreht und nach welcher Seite das Heck ausbricht, wenn man aufstoppt um Rückwärts zu fahren.
Im Falle von Salty Dog war die Sache immer klar
- Rechtsdrehende Schraube
- wg. der Wellenanlage sitzt die Schraube nah am Ruderblatt
- Bei Rückwärts-Fahrt zieht der Radeffekt das Schiff zunächst nach BB
- Beim Längsseits anlegen bevorzugt die BB nutzen, da beim Aufstoppen das Schiff so zur Pier gezogen wird
- Beim Einlegen des Rückwärtsganges ist es sinnvoll etwas BB-Stützruder zu geben, um dem Radeffekt und dem Ausbrechen des Hecks entgegenzuwirken
Dieses „normale“ Verhalten hat sich bei uns nach Montage des des Faltpropellers verändert. Obwohl natürlich auch der Faltpropeller eine rechtsdrehende Schraube ist, ergab sich der Radeffekt gefühlt gegenläufig. Aus BB-Stützruder wurde z.B. STB-Stützruder.
Mein Fazit – Never Touch a Running System
Beim Segeln, wenn das Wetter rauer und der Wind stärker wird, geht es in erster Line darum das Dinge (einfach) funktionieren. Eine starre Schraube ist so eine einfache und zuverlässige Lösung. Aus meiner heutigen Sicht, schafft ein Faltpropeller nur Probleme und Kosten die man ohne ihn gar nicht hätte!
Der Ausflug zu einem Faltpropeller war sicher der Hoffnung geschuldet unter Segeln etwas schneller zu sein. Auch unter Segeln ruhiger zu segeln, da keine Schraube mehr mit läuft. Nicht bedacht habe ich den erhöhten Wartungsaufwand und das deutlich veränderte Manövierverhalten.
Seit der Saison 2021 hat Salty Dog wieder eine starre Schraube!
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