Nachdem ich die geplante Überführung durchs Mittelmeer nach Nordspanien wegen notwendiger Reparaturen am Schiff leider absagen musste, freue ich mich, dass Klaus und Sabine für einen herbstlichen Kroatientörn zugesagt haben.
Wir haben 12 Tage Zeit und wollen uns die kroatische Inselwelt näher ansehen. Am Ende haben wir einen guten ersten Eindruck von der istrischen Westküste und der Kvarner Inselwelt erhalten.
Von Punta Gabbiani (bei Lignano Italien) führte unsere Reise nach Umag – Rovinj – Insel Unije – Insel Ist – Insel Rab – Insel Cres und über die Insel Unije – Pula – Umag und wieder zurück nach Lignano.
Es war unser Einstieg in dem Revier und wir haben insgesamt 336 Seemeilen zurückgelegt. Eine Liste mit nützlichen Informationen, Büchern und Seekarten zum Revier findet ihr in meiner Kroatien-Checkliste.
Wieder in Kroatien – 01.10. Lignano nach Umag (29 Meilen)
Wir legen gegen 10:20 Uhr in Punta Gabbiani ab und fahren bei schönstem Wetter durch die Lagune von Murano. Wir sind alle gut drauf und setzen bei „Lignano Rot“ die Segel. Natürlich nicht ohne in guter Club Nautique Tradition Neptun mit einer halben Flasche Rum um seine Gunst zu bitten. Unterwegs gibt es auch noch ein wenig Segelmanöver-Training.
Mit 12 – 15 Knoten Wind aus Südost erreichen wir ohne zu kreuzen um 16:00 Uhr Umag und legen entspannt an der Zoll-Mole an.
Auf zu den Inseln – 03.10. Umag nach Rovinj (22 Meilen)
Da Klaus sich den Fuß verstaucht hat und Gewitter angesagt waren, haben wir gestern in Umag einen Hafentag eingelegt. Die Gewitter sind nun durch und Klaus geht auch etwas besser, also geht es heute weiter nach Süden. Wir wollen die Inseln sehen.
Nach einem „Bojen Anleger von achtern“ verlassen wir Umag und kommen mit einem Nordost 4 – 5 recht gut voran. Wir trainieren noch das Ein- und Ausreffen und Klaus macht uns unterwegs einen prima Couscous.
Da uns der Wind am Nachmittag verlässt, fahren wir unter Maschine weiter. Auf der Höhe von Rovinj opfern wir unser Tagesziel Pula und laufen in Rovinj ein. Wir freuen uns über die herrliche mittelalterliche Kulisse in der Nachmittagssonne beim Einlaufen. An Land gibt es dann Tanztee, Saxophon im Hafen und für mich ein Tunfischsteak.
Über den „Kvarner“ – 04.10. von Rovinj zur Insel UNIJE (48 Meilen)
Heute Morgen wollen wir eher los, um den Kvarner zu überqueren. Da uns der kroatische Wetterbericht weiterhin mit Borawarnungen „quält“, plane ich Pula (an der Südspitze Istriens) als Nothafen ein. Gegen 09:00 Uhr legen wir bei herrlichen Licht und sonnigen Wetter ab. Bis auf die Höhe von Pula müssen wir motoren, sehen aber als Entschädigung die ersten Delphine.
Später kommt Wind auf und wir überqueren den Kvarner mit achterlichen Nordwest 2 – 3 und segeln im Schmetterling. Genial. Ich bin sehr glücklich mit meinem Schiff.
Da die Bora-Warnungen dringlicher werden und der Wind auf Nordost dreht und weiter auffrischt, beschließen wir, in der Maracol-Bucht (Insel Unije) Schutz zu suchen. Unterwegs müssen wir dringend reffen und rollen die Segel später ganz weg. Gegen 18:00 Uhr liegen wir in der Bucht an einer Boje fest.
Landgang – 05.10. Insel UNIJE
Nachdem wir gestern vor der Bora hinter Unije „in Deckung“ gegangen sind, erkunden wir heute die Insel. Es leben nur sehr wenig Menschen hier. Wir sehen Schafe, Ziegen und Kräuter am Wegesrand. Im Ort gibt es einige Ferienhäuser, Appartments und einen Sportflughafen auf einer Wiese. Zum Glück finden wir auch noch eine offene „Kneipe“ wo uns die Köchin mittags Cevapcici kocht.
Nach ausgiebigem Mittagsschlaf schlagen wir die Sturmsegel an, Klaus testet die Wassertemperaturen und Sabine macht am Abend Spaghetti al’Amatriciana.
IST ist schön – 06.10. von UNIJE nach IST (37 Meilen)
Heute ging leider gar nicht viel mit Segeln. Wir wollten noch etwas weiter nach Süden und sind nach 7 Stunden Motorfahrt endlich auf der Insel IST angekommen. Kleiner Landungssteg, Gebühren ohne Service. Wir liegen mit zwei anderen Schiffen am Steg. Zum Glück finden wir noch einen offenen Laden für Proviant. Später essen wir gut im einzig offenen Restaurant. Der Wirt erzählt uns, dass hier im Sommer bis zu 150 Schiffe in der Bucht liegen. Wir können es kaum glauben.
RAB – die schöne Stadt – 07.10. IST nach RAB (47 Meilen)
Wir haben 18:00 Uhr auf der Insel RAB festgemacht. Die Überfahrt war klasse und wir hatten viel Wind mit einer Bora-Warnung. Deshalb sind wir heute Morgen gleich mit „kleinen“ Segeln gestartet und konnten über den Tag immer mehr ausreffen. Wir kreuzen dabei nach Norden bis der Wind leider einschläft und wir die letzten zwei Stunden noch unter Motor fahren.
Auf dem Heimweg – 08.10. RAB nach CRES (15 Meilen)
Rab ist eine sehr schöne, alte Stadt. Unbedingt wiederkommen!
Während ich mir die Stadt etwas näher anschaue, hat Klaus leider beschlossen nach Hause zu fliegen. Er hat keine Ruhe mehr an Bord und das Segeln ist nicht sein Ding. Wir verabschieden uns und gegen Mittag geht es für Sabine und mich weiter. Wir tanken und legen erst am frühen Nachmittag Richtung der Insel Cres ab, wo wir in einer Bucht übernachten wollen.
Schlaflos in der Bucht – 09.10. Luka Jadriscica
In der Bucht war es letzte Nacht sehr sehr ungemütlich. Der Wind hatte gedreht und ziemliche Wellen in die Bucht gedrückt. Ich hatte am Abend den Liegeplatz (an einer Boje namens Anja) sehr blöd ausgesucht. Zu nah am Land, wenn der Wind dreht und zu nah am Eingang der Bucht – ungeschützt gegen Schwell.
Sabine und ich haben vor dem Schlafen zur Sicherheit noch eine zweite Leine (via Beiboot) an der Anja befestigt. Trotzdem habe ich mir den Ankeralarm mit Sea Weather gesetzt und alle 15 Minuten die Leinen kontrolliert. Das Schiff sprang durch den Schwell unkontrolliert herum und zerrte an der Boje, sodass ich immer kurz davor war Sabine zu wecken und raus aus der Bucht zu fahren. Aber wohin in der Nacht?
Zu allem Unglück fiel über Nacht auch noch der Wasserstand von 5,60 m auf 2,50 m. Salty Dog hat zwar nur 1,70 m Tiefgang aber im Wasser um uns herum liegen überall Mooringblöcke und die Wellen schaukeln uns durch. Viel Lehrgeld gezahlt und nicht geschlafen!
Der Osor Kanal – 09.10. CRES nach UNIJE (45 Meilen)
Heute Morgen wollten wir den Kanal von Osor passieren. Eine schmale Durchfahrt die uns einen Tag Insel-Umrundung sparen kann. Es gibt diesen Kanal schon seit den Römern. Sehr schöne Anfahrt und es scheint wieder die Sonne.
Leider hat das mit unserem Rührei und dem Kaffee (nach der schlimmen Nacht) zu lange gedauert, sodass (heute ist Sontag nach einem Feiertag in Kroatien) um 09:36 Uhr die Durchfahrt durch den Kanal schon wieder gesperrt ist. Natürlich ging auch keiner an das Funkgerät. Wir drehen bei schönstem Wetter ab und machen uns auf den langen Weg um die Insel Mali Losinj.
Am Abend liegen wir wieder in meiner Lieblingsbucht Maracol (Insel Unije) und gehen mit dem Beiboot an Land. Der Spaziergang über den Berg zum Dorf ist stürmisch und wir sehen wilde Ziegenherden. Im Dorf hat dann die Kneipe leider schon zu. Also essen wir an Bord.
Wir schlafen gut in dieser Nacht und wollen morgen über den Kvarner (offenes Meer zwischen den Inseln und dem istrischen Festland) und es ist frischer Wind angesagt.
Sturmerprobt – 10.10. UNIJE nach Pula (30 Meilen)
Heute Morgen gab es ein schnelles Frühstück im Club-Nautique-Stil (mit Klassik). Sabine und ich freuten uns auf eine rasche Überfahrt über das Kvarner Meer. Es war Nordost 5 angesagt.
Aus den 5 Windstärken wurden dann leider 8 und wir kämpften bei der Überfahrt stundenlang mit hohen Wellen und einer „fetten“ Bora.
Salty Dog ist jetzt sturmerprobt! Wir sind nur mit etwas Vorsegel vor Wind und Welle 4 Stunden abgelaufen, bis wir endlich hinter der Landabdeckung von Istrien waren und es dort etwas ruhiger wurde (siehe auch Sturmsegeln auf dem Kvarner).
Was ist noch so passiert?
Wir haben leider unser 13 Jahre altes Vorsegel „gefetzt“, da wir das Großsegel nicht rechtzeitig wegrollen konnten. Das gesetzte Reff 2 war immer noch zuviel Segel und das Groß hat uns in den Wind gedrückt. Dadurch fing das Vorsegel an zu schlagen.
Aus der Rubrik „Dümmer geht es nicht“: Ich habe die Sicherung für die Wasserpumpe angelassen (warum auch nicht :-)) und ein aufgehängter Müllbeutel hat im Sturm einen Wasserhahn geöffnet. Uns sind dadurch ca. 200 Liter Wasser vom Tank in die Bilge gelaufen. Wir haben es erst bemerkt, als wir bei nachlassendem Sturm das Steckschot wieder öffnen konnten und im Salon schon die Bodenbretter schwammen.
Wir laufen total abgekämpft und kaputt gegen 19:00 Uhr in Pula ein und gönnen uns eine große Pizza am Hafen. Das ist Segeln.
Einhand nach Hause – 12.12. Pula nach Umag (45 Meilen)
Nach dem Erholungstag in Pula (wir haben etwas das Schiff geputzt) geht es heute weiter Richtung Heimathafen Marina Punta Gabbiani. Sabine musste heute um 04:00 Uhr den Bus nach Italien nehmen, da sie morgen wieder arbeiten muss.
So ist das heute mein erster „Einhand“-Törn mit „Salty Dog“. Da der Wind direkt gegenan steht, motore ich um 08:30 Uhr nach Norden und erreiche gegen 17:30 Uhr Umag. Den kroatischen Hafen zum „Ausklarieren“.
Highlights des Tages: Achterleine bleibt beim Durchrauschen an der Landklampe hängen, ich habe den ersten Funkkontakt (mit der „Black Bird“), unterwegs leistet mir eine Herde Delphine Gesellschaft und mein erster „Solo-Anleger“ in der ACI Marina Umag. Ich war aufgeregt aber alles ging gut.
Zurück nach Italien – 13.10. Umag nach Lignano (25 Meilen)
Zeitiges Ablegen in Umag (was diesmal besser klappt), um den Golf von Triest zügig zu passieren. Noch weht der Wind aus Süden mit nur 3 Windstärken. Für heute Nachmittag wurden aber Winde um 5 mit Böen um 7 angesagt. Da das Vorsegel ohnehin kaputt ist, lasse ich die Segel drin und fahre zügig unter Motor nach Italien.
Unterwegs (es regnet und ist sehr düster) sehe ich heute nur Containerschiffe im Verkehrstrennungsgebiet vor Triest. Nach ca. 4 Stunden taucht endlich die „Skyline“ von Lignano vor mir auf. Trotz GPS ist die Anfahrt in den Hafen durch die Lagune immer aufregend. Die Wasserwege sind in den Lagunen von Venedig und Murano nur mit Holzpfählen (ganze Wälder) ausgezeichnet. Aber am Ende sind Salty Dog und ich gegen 15:00 Uhr völlig durchnässt aber sicher im Hafen.
Unsere technischen Probleme auf der Reise
Toilette – Die Toilettenschläuche beider Toiletten sind immer noch nicht dicht und es läuft wieder braune Brühe raus. Wir haben unterwegs die Schlauchschellen nachgezogen und Capt´n Tolly´s Creeping Crack Cure kommt endlich zum Einsatz. Wahrscheinlich ist das PVC-Rohr einfach zu alt (und ausgetrocknet) und die Schlauchschellen können es nicht mehr abdichten.
Segel – Genua im Sturm zerfetzt.
Rollreffanlage – Rollt man die Genua unter Druck auf, bleibt immer ein Stück stehen. Als ob die Genua-Reffleine zu kurz ist oder die Trommel für die Reffleine zu klein.
Baumniederholer – Muss auch noch ersetzt werden. Ist nicht mehr steif genug.
Motor – Der Motor läuft nach dem Anlassen etwas unrund. Wenn er warm ist, beruhigt er sich aber schnell. Wir haben an den Einspritzdüsen entlüftet und den Vorfilter kontrolliert. Das hat aber keine Verbesserung gebracht.
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