Wir waren im letzten Oktober mit „Salty Dog“ wieder in Kroatien und hatten einen schönen, sonnigen Abschlußtörn. Vor der istrischen Küste, auf dem Heimweg zurück nach Italien, rief Stephan an. Er ist ein Freund und Weggefährte und hat ein Gunboot 60 Katamaran zu einer Hybrid- Segelyacht ausgebaut. Stephan will die Moonwave im Rahmen der CARIB 1500 Rally von der USA in die Karibik überführen. Genauer gesagt von Norfolk in Virginia nach Tortola auf die British Virgin Islands. Er sucht noch Verstärkung für die Überführungscrew.
Ich habe eine Nacht drüber geschlafen und dann zugesagt. Wollte nach der Atlantiküberquerung 2012 wieder mal richtig raus und freute mich darauf mit Stephan und seinem Schiff unterwegs zu sein. Natürlich hatte ich als Einrumpfsegler auch so meine Fragezeichen? Wie verhält und hält sich ein Katamaran auf hoher See? Wie ist das schnelle Segeln so? Salty Dog schafft mit guten Wind 8-10 kn Geschwindigkeit Die Moonwave hat schon mal 33 Kn auf der „Uhr“ gesehen. Kaum zu glauben, wenn man es nicht erlebt hat. Ich war dabei und hier sind einige Eindrücke.
Was ist eigentlich die CARIB 1500 ?
CARIB 1500 ist eine von vielen Segel-Rallys im Rahmen der (A)tlantic (R)ally for (C)ruiser Organisation. Viele Schiffseigner nutzen die ARC-Rallys, um ihr Schiff über eine weite Distanz zu verlegen. Die Strecke zusammen mit anderen Seglern zu meistern und dabei natürlich auch etwas Unterstützung von der Rennleitung zu erhalten. Es ist auch ein „Social Event“ mit Vorbereitungstrainings, einer Abschiedsparty und viel Freude und Erleichterung, wenn man auf der anderen Seite gut angekommen ist. (mehr auf der Website der ARC https://www.worldcruising.com/Carib1500)
Unsere Rally Daten in kürze..
- SY „Moonwave“ ein 60 Fuß Katamaran mit verschiedenen Vorsegeln, Groß und einem Torquedo-Elektroantrieb mit „Recuperation“ beim Segeln.
- 1 Skipper und 4 Personen Besatzung
- Start – 04. November 2018 in Norfolk (bei Washington) gegen 10:00 Uhr
- Ankunft – am 11. November in Tortola (BVI) nur 7 Tagen und 4,5 Stunden gegen 15:43 Uhr
- In dieser Zeit haben wir ca. 1765 Seemeilen zurückgelegt..
- Sieger – in alle Schiffsklassen und in unserer „Multihull“-Klasse

Wind und Wetter unterwegs
Wir hatten ganz unterschiedliche Bedingungen auf dieser Reise. Am Start war es noch kalt und nass und wir hatten sehr schwierige Wind- und Strömungsbedingungen bei der Überquerung des Golfstroms. Nach der Golfstromüberquerung war praktisch „kurze Hosen“-Wetter. Während der ganzen Reise sind wir hart am Wind gesegelt und hatten permanent eine Gegenströmung von 1-3 Koten. Dank des exzellenten Wetter-Routings unseres Skippers Sebastian konnten wir ein großes, windstilles Feld östlich umsegeln und haben so nie den Wind verloren.
Unser Wachsystem
Man kann so eine Überführung mit unterschiedlichen Wachsystemen organisieren. Oft ist es so, dass 2 Personen eine bestimmte Zeit zusammen Wache „schieben“. Sebastian hat etwas ganz anderes gemacht.
Wir sind auf der Moonwave mit einem „rollenden“ 3-Schicht System gesegelt. Jeder von uns 5 war seine eigene Wache hatte dabei drei Stunden Schlaf, danach als Erstes eine Stunde Bereitschaft und danach eine Stunde Wache usw. Die Stamm-Crew hat dabei im Salon (beim Steuertand) geschlafen und war sofort dabei, wenn es mal brenzlig wurde. Und dank der Nespresso-Maschine und der Kinder-Schokobons waren die langen Nachtwachen kein Problem.

Was ist so passiert?
Einige unserer „Gegner“ haben beim Versuch den Golfstrom zu Überqueren aufgegeben. Andere haben wegen einer Sturmwarnung ihren Kurs Richtung Bermudas, Turks oder Caico-Inseln geändert. Und wieder andere waren in „Low“ oder „No Wind“-Gebieten gefangen, haben teilweise darin die Nerven verloren, den Motor benutzt und wurden disqualifiziert.
Man hat uns ein Handicap von 1,4 „aufgebrummt“. Somit mussten wir 4 Tage eher ankommen, als der Gegner mit dem kleinsten Handicap.
Frustrierend war, als einen Tag vor Ankunft, wir wähnten uns schon als Sieger, das Grossfall abgerissen ist und das Großsegel mit einem lauten Knall auf das Deckshaus fiel. Unser Skipper Sebastian ist auf hoher See 3x den 30 Meter Maste hoch, um das Grossfall zu reparieren. Die Reparatur gelang beim ersten Ansatz leider nicht. Wir sind zunächst nur mit dem Vorsegel weiter, bis wir einen besseren Plan hatten, der dann glückte.
Zum Leidwesen aller ist das bordeigene Satelliten-gestützte Internet oft ausgefallen, was das Wetter-Routing erschwerte. Für den Notfall hatten wir aber noch ein Satelliten-Handy.
Obwohl wir bei der Überquerung des Golfstroms ordentlich durchgeschüttelt wurden, wurde niemand seekrank.
Wir haben mit zwei Schleppleinen hinterm Boot zwei ordentliche Mahi-Mahi (Goldmakrele) gefangen und genossen.
Und überhaupt bin ich auf hoher See kulinarisch noch nie so verwöhnt wurden.
Mein Fazit
Pure Geschwindigkeit – wie leicht die Moonwave über die Wellen gleitet, während die Daggerboards singende Sounds produzieren. Man kann fast hören, ob das Schiff gut läuft und richtig getrimmt ist. Man hört aber auch die Brachialität und die Kräfte die da wirksam werden, wenn nachts die Böen (Squalls) aufkommen und wir den Zeigefinger auf die „FAST OUT“-Taste legten, jederzeit bereit das Großsegel freizugeben. Ein phantastischer Ritt..
Green Tech – Mit Hilfe des Torquedo Systems kann Moonwave die meiste Zeit mit Recuperation (während des Segelns) die Akkus zu laden. Nur bei ganz leichten Winden musste der Dieselgenerator unterstützen. Das ist Emmisionsarm und gibt dem Schiff eine enorme Reichweite und Autonomität.
Gutes Team und die wirklich beste Stamm-Crew – wir waren ein gutes Team und es war ein schöner Törn. Und die Moonwave hat mit Sebastian (Skipper) und Sophie (Crew mit Yachtmaster) die wirklich beste Crew die man sich für so ein Schiff vorstellen kann.
Ungewöhnliche Nachtwache – Man segelt mit 17-20 Konten Geschwindigkeit über den Atlantik und steht dabei gemütlich hinter einer Glasscheibe? Fand ich irgendwie schräg. Ok wir hatten natürlich Radar und AIS, aber es ist nicht so, als wenn man „draussen steht. Weil mir damit etwas unwohl war, bin alle 20 Minuten raus um besser beobachten zu können. Witzigerweise dabei oft von mehreren, fliegenden Fischen getroffen.